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Felix Mendelssohn-Bartholdy

Sinfonie Nr.2, op.52  "Lobgesang"

Mitschnitt des Konzertes am 16.11.2012

Marktkirche Wiesbaden

Heidrun Kordes
Natascha Jung
Andreas Weller

Schiersteiner Kantorei
Bach-Ensemble Wiesbaden

Leitung: Martin Lutz

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Pressestimmen:

Übergang von der Finsternis zum Licht

Ein rundum lohnendes Erlebnis war die Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie-kantate „Lobgesang“ op.52, in der Marktkirche.  Aufs Sauberste intonierten die drei Posaunen das Eingangsmotiv. Im ersten, rein instrumentalen Satz, der mehr als die Hälfte der gesamtem Aufführungsdauer einnimmt, hatte Martin Lutz genau dem Nerv nachgespürt, der dieser verkappten dreisätzigen Sinfonie die Längen nimmt: gut gewählt das Tempo, das gerade noch sein "maestoso" wahrte, ohne zum Trauermarsch zu geraten.

Gut ausgelotet waren die Wechsel zwischen den gewichtigen und verflüssigenden, zwischen kammermusikalischen und vollklanglichen Formteilen; gut zur Geltung gebracht die Schlagabtäusche zwischen den reinen Orchestergruppen.

Über dem Pizzicato der Kontrabässe entwickelte der Mittelteil einen regelrechten "Groove". Im zweiten Satz öffneten die Bläser trefflich einen akustischen Vorhang für den Chor. Die Schiersteimer Kantorei war erstmals nicht  nach Stimmgruppen getrennt, sondern in bunter Mischung aufgestellt. Spürbar war dies als gesteigerte Präsenz die sich nach unter der zeitweiligen klanglichen Übermacht des Orchesters nicht verlor. Gegen Ende des Satzes schwebte der Solo-Sopran von Heidrun Kordes klar verständlich über dem Chorklang. In gleichem Maße körperreich und doch himmlisch schwerelos gefiel auch Natascha jung im fünften Satz, in dem beide Sopranistinnen schließlich im Duett idealtypisch miteinander und mit dem Chorklang harmonierten.

Schmunzeln ließ der Orgelangriff von hinten zu Beginn des siebten Satzes. Doch weit bestimmender blieb die überzeugende Spielfreude der im Bach-Ensemble Wiesbaden versammelten Musiker, etwa in ihrer leidenschaftlichen Untermalung des Duetts im neunten Satz.

 

Intonationssicher

 

Zu Beginn des achten Satzes hatte der Chor seinen a-capella Choral so intonationssicher gemeistert, dass der nach 15 Takten folgende Orchestereinsatz zu keinem Schockerlebnis führte. Am tiefsten beeindruckte jedoch Tenor Andreas Weller mit seiner einfühlsamen Textausdeutung, etwa in der Arie "Er zählet unsere Tränen in der Zeit der Not" und seine meisterhaft eindringliche Gestaltung der Schlüsselworte im sechsten Satz des Werkes, "Hüter, ist die Nacht bald hin?".

Er machte bewusst, dass Mendelssohn keineswegs, wie ein Vorurteil besagt, aus einem leidensfernen Leben heraus komponierte: mit Vollendung dieser zweiten Symphonie, die auf vielen Ebenen den Übergang von der Finsternis zum Licht darstellt, hat auch Mendelssohn selbst eine rund zehnjährige Phase des Zweifels an seinen Fähigkeiten überwunden.

WIESBADENER KURIER, 19.11.2012

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